Auch ein Budoka braucht einmal Urlaub um sich zu erholen und abzuschalten. Aber was versteht man den eigentlich unter Budo. Das Wort Budo ist der japanische Begriff für alle Kampfkünste und Kampfsportarten.
Also, was liegt da näher für einen WonHwaDo – Kampfkunstlehrer als auch seinen Urlaub den Kampfkünsten zu widmen. Aufmerksam geworden durch eine Anzeige in einem Kampfsportmagazin entschloss ich mich am 6. internationalen Budocamp in Sri Lanka teilzunehmen. Mein Ziel war es einfach mal über den Tellerrand zu schauen und andere Kampfkünste und Kampfsportler kennen zu lernen. Der Kontakt war schnell hergestellt und die Reise gebucht. Doch genug nun der langen Vorrede, hier nun mein Bericht vom Festival der Kampfkünste im indischen Ozean.
Als erstes ging’s mit einem Flug der Lufthansa nach Frankfurt. Dort angekommen schloss ich auf dem Flughafen bereits die ersten Bekanntschaften. Freunde und Gleichgesinnte waren schnell gefunden und der Kontakt geknüpft. Der ca. 10-stündige Flug verlängerte sich um 2 Stunden aufgrund eines Zwischenstops in Dubai. Doch Langeweile kam während des Fluges nicht auf, da durch Radio, Fernsehen, Videospiele und Zeitschriften für Abwechslung gesorgt war.
Als wir in Colombo landeten, streifte die warm, feuchte Luft den Körper und man fing sofort an zu schwitzen. Auf dem Flughafen wurden wir sehr herzlich willkommen geheißen und jeder Teilnehmer bekam einen Blumenkranz umgehängt, so wie ich es sonst eigentlich nur aus Hawaii oder Tahiti kannte.
Mit einem klimatisierten Bus ging’s dann weiter nach Negombo in unser Hotel. Hier angekommen, begrüßte man uns mit einem Willkommensgetränk. Anschließend hatten wir Zeit unser Zimmer, das Hotel, den Pool oder den Strand zu erkunden.
Am nächsten Tag war die Eröffnungszeremonie angesetzt, die sich etwas in die Länge zog, da ziemlich viel Leute eine Rede hielten und wirklich jeder erklärte, was man unter Budo und dem Geist des Budo’s versteht.
Im Anschluss konnten die ersten Trainingseinheiten absolviert werden. Das wirklich schöne an dem Camp ist, das man sich seinen Trainingsplan selber zusammenstellen kann und frei entscheiden kann, welche Trainingseinheiten man belegen möchte und welche nicht.
Als ich in den nächsten Tagen spazieren gegangen bin, bemerkte ich kleine, niedliche, rum-springende Streifenhörnchen, die sich gelegentlich mit Krähen anlegten. Ansonsten waren sie sehr zutraulich, solange man einen Keks bei sich hatte.
Das Essen im Hotel war sehr gut. Abends gab es im regelmäßigen Wechsel Buffet oder a la Carté. In Sri Lanka ist das Essen grundsätzlich scharf und wenn ich sage scharf, meine ich auch scharf. Ganz besonders lecker fand ich die Früchte, wie Annanas, Melone, Mango und Bananen, die in Sri Lanka allerdings etwas kleiner sind als die bekannte Chiquita Banane.
Die Trainingseinheiten fanden in der Halle, auf dem Rasen vor dem Hotel und am Strand statt. Man konnte dabei zwischen den Kampfkünsten – Tai Chi, Judo, ATK, WuShu, Jiu Jitsu, Aikido, Capoeira, Taekwondo, Kobudo, Modern Arnis, Angan Pora und Karate wählen.
Man konnte zusätzlich zu den regulären Trainingszeiten privat trainieren, oder sich mit den Meistern zu weiteren Einheiten verabreden. In der Freizeit konnte man aber auch Beachvolleyball spielen, shoppen gehen, im Meer und Pool schwimmen oder auch nur faulenzen und sich sonnen. Jedoch musste man da vorsichtig sein, da die Sonne ständig fast senkrecht stand und so die Gefahr eines Sonnenbrandes doch sehr hoch war. Glücklicherweise hatte ich ausreichend Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 20 eingepackt.
Am Sonntag der ersten Woche fand die offizielle Abschlusszeremonie statt. An diesem Tag präsentierten alle Ihre Kampfkünste und so ich auch WonHwaDo – eine aus Korea stammende Kampfkunst, bei der alle Bewegungen kreisförmig sind. Tobias ein Schwarzgurt im Judo unterstützte mich dabei fantastisch, so dass ich auch die Möglichkeit hatte eine paar Würfe zu zeigen.
Die nächste Woche diente dem Abschalten, Relaxen und Besichtigen. Am Dienstag machten wir uns auf den Weg in die Stadt Kandy und fuhren mit unserem Bus durchs Land. Das Land ist eigentlich sehr schön, solange man nicht in der Stadt lebt. Dort ist es meist sehr schmutzig, es stinkt, überall liegt Müll und dazwischen hausen Menschen. Viele Städte sind überfüllt und die Menschen leben in selbst gebauten Holzhütten. Aber auf der anderen Seite gibt es auch riesige, prachtvolle Tempel, buddhistische Klöster, riesige Kirchen aus der Kolonialzeit und prachtvolle Villen. Außerhalb der Städte sieht man den Dschungel, Reisfelder, Kokosnussplantagen und Natur soweit das Auge reicht. Es ist einfach gigantisch und Sri Lanka verdient zu Recht den Namen - „Perle im indischen Ozean“.
Ein Highlight unseres Ausflugspaketes war die Felsenfestung in Sigiriya, die uns beim Aufstieg einiges abverlangte. Man musste unzählige Treppen steigen und auf teilweise nicht sehr sicher wirkenden Metallleitern aufwärts klettern. Auf halber Höhe in einer kleinen Höhle konnte man die „Wolkenmädchen“ bestaunen. Wirklich schön gemalt und gut erhalten, wenn man bedenkt wie alt diese Höhlenbilder sind.
Oben auf dem Plateau angekommen wurde man jedoch mit einem fantastischen Ausblick über den Dschungel belohnt.
Übernachtet haben wir bei unserem Ausflugsprogramm in einem Hotel aus der Kolonialzeit in Kandy nahe des berühmten Zahntempels. Am nächsten Morgen besichtigten wir besagten Tempel. Im Inneren verschlossen befindet sich der Zahn Buddhas – dem Begründer des Buddhismus. Auch die Besichtigung einer Teeplantage und der dazugehörigen Fabrik gehörte mit zu unserem Ausflugsprogramm. Allerdings schreckten mich die hygienischen Bedingungen bei der Herstellung des schwarzen Tees doch sehr ab.
Der für mich richtige Höhepunkt der Reise sollte aber noch folgen. Angekommen im Ort Pinawela gingen wir zum nahegelegenen Fluss und da sah ich sie. Eine ganze Herde, große und kleine, Erwachsene, Teenager und Kinder. Da standen sie nun die grauen Riesen in ihrer ganzen Schönheit – indische Elefanten. Sie nahmen gerade ihr tägliches Bad ein und genossen es. Man konnte sie sogar streicheln. Es war für mich ein unbeschreibliches Gefühl, das erste Mal einen Elefanten zu berühren und seine Haut zu fühlen. Sonst kennt man diese sanften Riesen nur aus dem Zoo und da hat man keine Chance den Tieren so nah zu kommen.
Nach dem Bad lief die Herde durch den Ort zurück zum Elefantenwaisenhaus. Hier werden Waisen aus dem gesamten Land aufgenommen und gepflegt. Wir hatten noch die Möglichkeit die Fütterung der Elefanten mit zu erleben, auch das war ein fantastisches Erlebnis und ich machte haufenweise Fotos von diesen stolzen Tieren. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, sich einen Elefanten mal aus der Nähe anzuschauen.
In den darauffolgenden Tagen bis zur Abreise habe ich eigentlich fast nur gefaulenzt, geshoppt und gebadet. Dieses Camp, die neugefundenen Freunde, der Urlaub und das Land war eines meiner schönsten Erlebnisse.
AYOBOWAN Sri Lanka.
Autor: Lutz Winter, WonHwaDo Deutschland